Steuererklärung mit ChatGPT: Expertin warnt vor 10 typischen Irrtümern
Die 10 Irrtümer auf einen Blick
47% der Deutschen sind offen für KI-Steuerberatung, doch Vorsicht ist geboten
Die Abgabe der Steuererklärung ist für viele so angenehm wie eine Zahnbehandlung ohne Betäubung. Aber: Der Aufwand lohnt sich oft. In den vergangenen Jahren lag die durchschnittliche Steuerrückerstattung in Deutschland bei mehr als 1.000 Euro. Genug, um zwei Wochen in die Sonne zu reisen oder den alten Kühlschrank endlich auszutauschen.
Immer mehr Menschen greifen heute auf KI-Chatbots zurück, um ihre Steuern zu machen. Laut einer aktuellen Studie wird KI vor allem zur Recherche von Information genutzt, 25 Prozent vertrauen dabei auf ChatGPT1.
Wie weit das Vertrauen reicht, zeigt auch eine exklusive Kurzumfrage, die BuchhaltungsButler in Zusammenarbeit mit DataPulse Research für diesen Beitrag durchgeführt hat: Fast die Hälfte der Befragten kann sich vorstellen, den eigenen Steuerberater durch ChatGPT oder ein ähnliches KI-Tool zu ersetzen. Dies gilt besonders für die jüngeren Jahrgänge und Gutverdiener.
Fast die Hälfte der Deutschen ist offen dafür, ihren Steuerberater durch ChatGPT o.ä. zu ersetzen
Wir haben über 1.000 Deutsche gefragt, wie sie zur Steuererklärung mit ChatGPT oder ähnlichen KI-Tools stehen. Das überraschende Ergebnis: 47% der Befragten können sich vorstellen, ihren Steuerberater durch KI zu ersetzen.
Auch in Onlineforen wie Reddit finden sich anekdotische Erfahrungen von Nutzern, manche schwärmen, andere warnen. In Subreddits wie r/Finanzen oder r/steuern berichten sie, dass sich durch KI-Unterstützung viel Zeit und Kosten beim Erstellen der Steuererklärung sparen lassen.
Bin selbst kein Stb [Steuerberater] aber mache es eigentlich immer so aus Zeit und Kostengründen, dass ich mit entsprechender KI meinen Fall bespreche und ausarbeite. Dann mache ich den Termin beim Stb und lasse den meinen mit KI entwickelten Plan gegenlesen. Der Stb ist also quasi die Kontrollinstanz für den KI Output. Selbst bei komplexen Fällen mit ausländischen Holdingstrukturen, hat die KI bisher keine Fehler gemacht.
Begeistert sind Nutzer auch davon, dass die KI verständlich erklärt:
Ich nutze ChatGPT pro und konnte meine Steuererklärung mit 100k Umsatz machen, inklusive Mehrwertsteuer und Anlagen. Wenn ich was in Elster nicht verstanden habe, hat er einfach und klar erklärt. Besser als jedes Youtube Video oder irgendwelche Quellen
Doch es tauchen auch negative Stimmen auf. Häufig wurde dabei ChatGPT eine gewisse Rechenschwäche attestiert:
Hernan Barahona, ein Expat-Freelancer, der seine Steuererklärung mit KI-Unterstützung erstellt hat, erklärt, dass ChatGPT ihm half, Grundbegriffe und Strukturen des deutschen Steuerrechts besser zu verstehen, und als Nichtmuttersprachler konnte er sich vieles auf Englisch erklären lassen. Es zeigten sich jedoch klare Grenzen. ChatGPT verlor manchmal den Faden über lange Gespräche hinweg und neigte zu Vereinfachungen. Sich allein auf die KI zu verlassen, hätte ihn beinahe mehr als 4.000 Euro gekostet. Denn ChatGPT hat es versäumt, ihn auf die Gewerbesteueranrechnung hinzuweisen.
Die Beispiele zeigen: Eine KI-Unterstützung bei der Steuererklärung kann offenbar hilfreich sein, ist aber auch mit Vorsicht zu genießen.
Wie arbeiten ChatGPT und Co?
ChatGPT und andere KI-Chatbots arbeiten auf Basis statistischer Muster. Sie berechnen die Wahrscheinlichkeit für jedes mögliche nächste Wort ihrer Antwort und setzen sie so Wort für Wort zusammen. Jede Antwort wird also neu generiert, was bedeutet: Selbst dieselbe Frage kann zu unterschiedlichen Ergebnissen führen.
Wie setzt man KI also sinnvoll bei der Steuererklärung ein? Maxin Schneider, CEO von BuchhaltungsButler, erklärt, wo die größten Risiken liegen und welche Irrtümer man unbedingt vermeiden sollte.
Irrtum Nr. 1: ChatGPT sagt immer die Wahrheit
Einer der häufigsten Fehler im Umgang mit KI: Man glaubt ihr einfach. Doch ChatGPT funktioniert nicht wie ein Gesetzbuch oder ein Nachschlagewerk, sondern generiert Antworten basierend auf Wahrscheinlichkeiten. Genau deshalb kommt es immer wieder zu sogenannten „Halluzinationen“: Die KI erfindet Informationen, formuliert sie aber so überzeugend, dass sie wie Fakten klingen.
Weil es im Steuerrecht nicht nur auf nackte Zahlen, sondern auch auf die korrekte Interpretation rechtlicher Begriffe und Vorschriften ankommt, sind solche Fehlinformationen besonders riskant. Eine kürzlich veröffentlichte EBU-Studie2 legte erschreckende Fehlerquoten offen: In einem systematischen Test zu KI-generierten Nachrichten waren 20 Prozent der Aussagen fehlerhaft, teils veraltet, teils erfunden. Zwar ging es in der Studie um journalistische Inhalte, doch der Mechanismus ist derselbe: Wo Interpretation gefordert ist, droht Unsicherheit.
„Das ist genau das Problem bei generativen Modellen wie ChatGPT: Die KI klingt oft absolut überzeugend, selbst wenn sie völligen Unsinn erzählt. Und je selbstbewusster die Formulierung, desto schwerer fällt es Laien, Fehler zu erkennen. Gerade im Steuerrecht, wo es auf präzise Begrifflichkeiten und Details ankommt, ist das besonders gefährlich.“
Besonders heikel wird es, wenn die KI konkrete Urteile oder Paragrafen zitiert. Wer das liest, wird automatisch glauben, dass das stimmt. Doch oft gibt es den genannten Paragrafen gar nicht oder das Urteil ist frei erfunden. Dass es manchmal erst ein Gericht braucht, um einen KI-Fehler aufzudecken, zeigt ein aktueller Fall aus Köln. Hier hatte der betreuende Rechtsanwalt offenbar ungeprüft einen KI-Schriftsatz übernommen. In einem Beschluss vom 2. Juli 20253 stellte das Amtsgericht deshalb klar:
„Die vom Antragsgegnervertreter im Schriftsatz vom 30.06.2025 genannten Voraussetzungen stammen nicht aus der zitierten Entscheidung und sind offenbar mittels künstlicher Intelligenz generiert und frei erfunden.“
Entschieden wurde zwar über eine Familiensache, aber bei den angeblichen Fundstellen handelte es sich um frei erfundene Gesetzeskommentare.
Irrtum Nr. 2: ChatGPT ist immer auf dem neuesten Stand
Viele Nutzer gehen davon aus, dass ChatGPT stets auf dem aktuellen Wissensstand ist. Doch das stimmt nicht und kann bei der Steuererklärung teuer werden.
Aktuelle Modelle wie GPT 5.1 stehen zwar auch in der kostenlosen Version zur Verfügung, dort jedoch in begrenztem Umfang. Der volle Funktionsumfang und der frühere Zugang zu neuen Funktionen liegen meist bei den kostenpflichtigen Tarifen. Trotzdem basieren alle Varianten auf einem festen Trainingsstand. Neuere Änderungen erscheinen nur, wenn das Modell aktiv im Netz recherchiert und diese Daten findet. Je nach Frage nutzt die KI also entweder ihr gespeichertes Wissen oder holt aktuelle Informationen, sofern die Funktion bereitsteht. Welche Quellen dabei einfließen, wird nicht immer transparent gemacht.
Gerade im Steuerrecht ist Aktualität aber entscheidend. Große Steuerreformen treten zwar unregelmäßig auf, aber viele Details ändern sich regelmäßig: Grundfreibeträge, Kinderfreibeträge, Pauschalen, Höchstbeträge. Wer hier mit veralteten Angaben arbeitet, verschenkt schnell bares Geld oder macht formale Fehler.
„Für Unternehmen sind 2025 zahlreiche Änderungen bei den Abschreibungen beschlossen worden. Die Gefahr besteht natürlich, dass ChatGPT hier noch mit den alten Regeln rechnet und dadurch zum Beispiel Investitionsanreize nicht greifen.“
Irrtum Nr. 3: ChatGPT kennt sich mit Steuergesetzen aus
Wer ChatGPT nutzt, kennt wahrscheinlich auch die vielen Community-GPTs, die sich mit Steuern beschäftigen. Gibt man im GPT-Store „Steuererklärung“ ein, wird man schnell fündig. Viele dieser Modelle wirken auf den ersten Blick professionell.
Doch am Kernproblem ändert das nichts: ChatGPT, egal ob Standard- oder Custom-GPT, ist ein allgemeines Sprachmodell. Es wurde nicht gezielt auf deutsches Steuerrecht trainiert und hat keinen Zugriff auf juristische Datenbanken wie LEXinform oder Beck Online.
Mittlerweile nutzen professionelle Buchhaltungs- oder Steuer-Software spezialisierte Steuer-KIs. Diese greifen auf geprüfte Gesetzestexte, Urteile, Verwaltungsvorgaben und Kommentierungen zu und können damit nicht nur exakte Paragrafen einordnen, sondern auch deren Anwendung korrekt erklären. Außerdem erkennen sie fehlerhafte Angaben oder fehlende Pflichtfelder in der Steuererklärung.
Irrtum Nr. 4: ChatGPT kann gut rechnen
ChatGPT ersetzt keinen Taschenrechner und auch keine Tabellenkalkulation. Die aktuellen Modelle rechnen zwar deutlich zuverlässiger als früher, trotzdem entstehen bei längeren Rechenwegen, Rundungen, Zwischensummen oder komplexeren Umsatzsteuerberechnungen immer wieder Fehler. Mal wird ein Wert falsch übernommen, mal ein Zwischenschritt ausgelassen oder ein Steuersatz ungenau angewendet. Das kann problematisch werden, besonders bei der Steuererklärung, wo Beträge präzise sein müssen.
Wer die KI für Berechnungen nutzt, sollte klar formulieren, wie gerechnet werden soll. Ein Beispiel wäre: „Bitte Schritt für Schritt rechnen und das Ergebnis prüfen“. Es hilft außerdem, sich den vollständigen Rechenweg ausgeben zu lassen, damit Ungenauigkeiten auffallen.
Irrtum Nr. 5: Alles eine Frage des Prompts
„Du musst nur den richtigen Prompt schreiben“, dieser Satz fällt oft, wenn es um KI geht. Und ja: Ein klar formulierter Prompt hilft enorm dabei, bessere Antworten zu bekommen. Aber bei der Steuererklärung reicht gutes Prompting allein nicht aus. Denn um der KI überhaupt die richtigen Informationen zu geben, braucht man selbst ein gewisses Grundverständnis: Welche Einkunftsarten gibt es? Was zählt als Betriebsausgabe? Welche Pauschalen gelten aktuell?
Hinzu kommt: Das deutsche Steuerrecht ist komplex und voller Sonderregeln. Selbst bei scheinbar einfachen Fällen kann es Ausnahmen geben, die man kennen muss, um sie korrekt zu beschreiben.
Wer also glaubt, mit einem einzigen „Superprompt“ seine gesamte Steuererklärung generieren zu können, wird schnell an Grenzen stoßen. Besser ist es, in Etappen zu arbeiten, Rückfragen zu stellen und sich schrittweise zur passenden Lösung vorzutasten. Und vor allem: kritisch bleiben.
Irrtum Nr. 6: ChatGPT kann bei der Steueroptimierung helfen
Steuern sparen mit KI, das klingt verlockend. Und tatsächlich ist Steueroptimierung ausdrücklich erlaubt: Der Bundesfinanzhof stellte in einem Urteil von November 2020 klar, dass Steuerpflichtige ihre Steuerlast im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten minimieren dürfen.
Doch genau das ist komplexer, als es klingt. Denn Steueroptimierung ist keine Einzelfrage, sondern eine Strategie. Es geht darum, verschiedene Einkünfte, Abzugsmöglichkeiten und Lebensumstände strategisch zu verknüpfen und die beste Variante daraus abzuleiten. Es braucht also ein gewisses Gesamtverständnis der finanziellen Situation und die Fähigkeit, komplexe steuerliche Regelungen im Zusammenspiel zu erkennen und gezielt zu nutzen.
Beispielsweise lassen sich Verluste aus gewerblichen oder selbstständigen Tätigkeiten unter bestimmten Voraussetzungen mit anderen Einkunftsarten verrechnen, etwa mit Mieteinnahmen. Bei Kapitalanlagen hingegen gelten strenge Regelungen, die sich je nach Einzelfall unterscheiden. Auch beim Thema Freibeträge kommt es auf Details an: Ein Umbau zur Barrierefreiheit kann steuerlich geltend gemacht werden, aber nur, wenn er korrekt als außergewöhnliche Belastung oder Werbungskosten eingeordnet wird. Unternehmer, die Investitionen zeitlich so legen möchten, dass sie steuerlich optimal wirken, müssen zudem Abschreibungsfristen, Übergangsregelungen und aktuelle Förderprogramme kennen. Für all diese Feinheiten fehlen ChatGPT nicht nur verlässliche Rechtsquellen, es fehlt vor allem der Überblick über den gesamten Fall.
Dazu kommt, dass eine KI wie ChatGPT komplexe Zusammenhänge nur dann bewerten kann, wenn sie wirklich alle Informationen kennt: vom Nebenerwerb über Sonderausgaben bis hin zu persönlichen Lebensumständen wie doppelter Haushaltsführung oder Unterhaltspflichten. Doch genau diese Gesamtsituation ist für Nutzer:innen extrem schwer vollständig und korrekt in Prompts zu formulieren. Und solange diese Lücken bestehen, bleibt auch die Antwort der KI zwangsläufig unvollständig oder fehlerhaft.
„Dafür braucht es gewissermaßen eine Vogelperspektive auf den gesamten Steuerfall, also ein Verständnis für die vielen kleinen Bausteine, die steuerlich relevant sein können.“
Kurz gesagt: Steueroptimierung ist nicht gleich Steuertrick. Es geht um das Ausnutzen legaler Spielräume, aber das erfordert Übersicht, Detailkenntnis und Erfahrung.
Irrtum Nr. 7: ChatGPT erkennt Fehler und Lücken von selbst
Eine Steuererklärung folgt klaren Strukturen: Es gibt Pflichtfelder, Querverweise, Prüfmechanismen, und oft sind viele Daten beim Finanzamt bereits hinterlegt. Genau hier stößt ChatGPT an seine Grenzen: Die KI kennt keine Pflichtfelder, überprüft keine Plausibilität und erkennt auch keine Widersprüche.
ChatGPT kann z.B. nicht erkennen, ob eine Angabe steuerlich überhaupt wirksam ist. Nutzer und Nutzerinnen geben oft Beträge an, die zwar logisch klingen, aber keine steuerliche Auswirkung haben, beispielsweise weil Pauschalen schon abgedeckt sind, bestimmte Grenzen nicht überschritten werden oder die Absetzbarkeit falsch verstanden wurde.
Während ELSTER automatisch meldet, wenn Angaben fehlen oder nicht zusammenpassen, und professionelle Steuersoftware durch Pflichtfelder und Rechenlogik auf Inkonsistenzen hinweist, verarbeitet ChatGPT alle Eingaben rein textbasiert. Ob etwas vollständig, korrekt oder überhaupt zulässig ist, kann das Modell nicht zuverlässig einschätzen.
Hinzu kommt ein oft übersehener Risikofaktor: ChatGPT erkennt keine sogenannten „negativen Signale“, also Angaben, die beim Finanzamt mit höherer Wahrscheinlichkeit zu Rückfragen oder einer Prüfung führen. Bestimmte Konstellationen wie hohe Werbungskosten bei geringem Einkommen, besondere Auslandsangaben oder ungewöhnliche Abschreibungen können ein Prüfmerkmal darstellen.
„So müssen Selbstständige ihren Gewinn eigenständig und korrekt ermitteln. Stolperfallen gibt es zahlreiche auf dem Weg dorthin, vom richtigen Umgang mit Geschenken an Mitarbeitende bis hin zur Bildung von Rückstellungen.“
In komplexeren Fällen wird dieses Risiko noch größer: Wer Einkünfte aus verschiedenen Quellen hat, im Ausland arbeitet oder besondere Freibeträge geltend macht, muss besonders sorgfältig arbeiten und darf sich nicht darauf verlassen, dass die KI „mitdenkt“.
Irrtum Nr. 8: ChatGPT ist datensicher
ChatGPT wirkt im Alltag oft harmlos, wie ein smarter Chatfreund. Doch hinter dem Tool steht ein US-amerikanisches Unternehmen, das die eingegebenen Daten verarbeitet, speichert und in Teilen zur Weiterentwicklung der KI nutzen darf. Was genau passiert, ist für Nutzer:innen nicht immer transparent.
Gerade bei sensiblen Steuerdaten ist das ein Risiko. Angaben zu Einkommen, Vermögen, Kindern oder Gesundheitskosten sollten nicht einfach an ein System übermittelt werden, bei dem unklar ist, wo und wie die Daten gespeichert werden, und ob sie Dritten zugänglich gemacht werden.
Für Steuerberater:innen ist das undenkbar. Sie unterliegen der gesetzlichen Verschwiegenheitspflicht nach §57 StBerG und §203 StGB. Wer Mandantendaten an ungesicherte externe Systeme weitergibt, riskiert berufsrechtliche und sogar strafrechtliche Konsequenzen.
Trotzdem gibt es einige Stellschrauben, mit denen sich die Datenspuren bei ChatGPT reduzieren lassen: Wer das Tool ohne Login nutzt, bleibt grundsätzlich anonymer, allerdings entfallen dabei Funktionen wie Chatverlauf, Dateiupload und der Zugriff auf spezialisierte GPTs. In der Pro-Version mit Login lässt sich in den Einstellungen die Verwendung eigener Eingaben zum Modelltraining deaktivieren. Außerdem können gespeicherte Konversationen regelmäßig gelöscht werden. Wichtig: Diese Schutzmechanismen müssen aktiv eingestellt werden, und gelten nicht automatisch.
Irrtum Nr. 9: ChatGPT reicht die Erklärung automatisch bei ELSTER ein
ChatGPT kann viel erklären, aber keine Steuererklärung abschicken. Denn: Das KI-Modell hat keine technische Schnittstelle zu ELSTER, dem elektronischen Steuerportal der Finanzämter. Wer mit ChatGPT arbeitet, muss seine Angaben später manuell in ELSTER übertragen, samt Anlagen, Beträgen und Begründungen.
„Dieser Medienbruch kostet Zeit, und erhöht das Risiko für Übertragungsfehler.“
Anders läuft es bei zertifizierter Steuer-Software, diese sind offiziell zugelassen und verfügen über eine sichere Anbindung an ELSTER. Dort werden die Daten automatisch übertragen, inklusive Pflichtprüfungen, Plausibilitätshinweisen und Archivierung.
In Hessen gibt es mittlerweile Pilotprojekte, bei denen das Finanzamt sogar vorab ausgefüllte Steuererklärungen bereitstellt. Diese sind allerdings bisher nur für einfache Arbeitnehmerfälle gedacht, wer selbstständig ist oder Mieteinnahmen hat, muss weiterhin selbst alles eintragen.
Irrtum Nr. 10: Bei KI-Fehlern haftet ein anderer
Auch wenn ChatGPT mit großer Sicherheit formuliert, für die Richtigkeit der Angaben in der Steuererklärung haften am Ende allein Sie. Weder OpenAI noch eine KI haften für Fehler oder falsche Empfehlungen. Das bestätigt auch ein Blick in die Nutzungsbedingungen: Die Ergebnisse müssen von Nutzer eigenständig geprüft werden, insbesondere bevor sie weiterverwendet oder an Dritte (wie das Finanzamt) übermittelt werden.
Der im August 2025 in Kraft getretene EU AI Act verpflichtet Anbieter zwar zu mehr Transparenz, etwa durch Hinweise, dass man mit einer KI spricht. Doch das ändert nichts an der grundlegenden Rechtslage: Steuerpflichtige bleiben in der Verantwortung für alle Inhalte ihrer Erklärung, egal, ob sie von Hand, per Steuer-App oder mit KI-Unterstützung erstellt wurde.
Fazit: KI kann unterstützen, ersetzt aber keine Expertise
Ist ChatGPT bei der Steuererklärung nun Hype oder ein echter Ersatz für den Steuerberater? Wahrscheinlich weder das eine noch das andere. Unter der Voraussetzung, dass es sich um einfache Steuerfälle handelt, kann die KI durchaus ein guter Helfer sein, um sich im Steuerdschungel zurechtzufinden.
Hernán Barahona kommt ebenfalls zu diesem Fazit, er plant, auch in Zukunft weiterhin KI zu nutzen. Allerdings immer mit dem Wissen, dass professionelle Unterstützung entscheidend bleibt, um Genauigkeit und Konformität zu gewährleisten.
Auch aus Expertensicht gilt: Wer mit ChatGPT arbeitet, sollte die Rolle der KI realistisch einschätzen.
„ChatGPT kann helfen, Strukturen zu verstehen und erste Fragen zu klären, aber es bleibt ein Werkzeug, kein Steuerberater. Die Verantwortung liegt immer beim Menschen. Wer sicher gehen will, sollte die finale Erklärung professionell prüfen lassen oder selber ganz genau hinsehen.“
Quellen und weiterführende Links
D21-Digital-Index 2024/2025: https://initiatived21.de/d21index
EBU-Studie zu KI-generierten Nachrichten: https://www.ebu.ch/research/open/report/news-integrity-in-ai-assistants
Amtsgericht Köln, Beschluss vom 2. Juli 2025: Beck Online Meldung
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