Steuerbelastung in Deutschland: Vergleich & Analyse 2025


Unsere Studie zeigt: In Deutschland tragen Gering- und Durchschnittsverdiener eine der höchsten Steuerlasten Europas und bekommen dafür nur mittelmäßige Lebensqualität zurück.
Jeden Monat dasselbe Spiel: Ein hohes Bruttogehalt, aber netto bleibt deutlich weniger. Deutschland gehört zu den Ländern mit der höchsten Abgabenlast in Europa. Aber was bekommen wir dafür?
Eine neue Analyse von BuchhaltungsButler und DataPulse Research zeigt: Im Verhältnis zu dem, was Deutsche zahlen, ist ihre Lebenszufriedenheit nur Mittelmaß. Und: Besonders Geringverdiener tragen eine überproportionale Last.

Key Takeaways:
Diese Ergebnisse werfen die Frage auf, wie sich die Steuerlast in Deutschland konkret verteilt – und wer besonders stark betroffen ist.
Steuerlast in Deutschland: Wer trägt die Hauptlast?
Ungleichgewicht bei Gering- und Normalverdienern
Die Analyse zeigt, dass die Steuerlast in Deutschland besonders ungleich verteilt ist:
Dieses Ungleichgewicht wirft die drängende Frage auf: Ist das deutsche Steuersystem, das dem sozialen Ausgleich verpflichtet ist, de facto auf eine Entlastung der oberen Einkommensschichten ausgelegt, während die Last auf den Schultern des Mittelstands und der Geringverdiener lastet?

„Aus zukunftspsychologischer Sicht befördern Gefühle der Ungerechtigkeit, der einseitigen Privilegien und der Ausgrenzung fatale und negative Reaktionen und Spaltungspotenziale. Vor diesem Hintergrund ist eine faire Gesetzgebung und deren ausnahmslos Umsetzung die wichtigste Basis einer Demokratie. Zentrale Priorität muss dabei die spürbare Entlastung von Gering- und Durchschnittsverdienern sein. Wer in Vollzeit arbeitet, darf nicht das Gefühl haben, dass sich Leistung kaum oder nicht lohnt.“
Der „Tax Wedge“ im Kontext: Was steckt hinter hohen Abgaben?
Um zu verstehen, warum die Steuerlast so ungleich verteilt ist, muss man die Zusammensetzung des „Tax Wedge“ betrachten. Länder mit niedrigerem „Tax Wedge“ wie die Schweiz haben oft entsprechend geringere Sozialabgaben, was bedeutet, dass die Bürger dort mehr Leistungen (z. B. Gesundheitsversorgung) aus eigener Tasche zahlen müssen. Die Debatte um Steuergerechtigkeit muss daher immer auch die Frage einschließen, welche Leistungen ein Staat dafür bereitstellt und welche der Bürger selbst verantworten muss.
Hohe Abgaben, durchschnittliche Zufriedenheit: Das deutsche Dilemma
Die bloße Höhe des „Tax Wedge“ erzählt nur einen Teil der Geschichte. Eine spannende Frage ist, ob eine höhere Steuerlast auch mit einer höheren Lebenszufriedenheit einhergeht. Bekommen die Bürger in Ländern mit hohem „Tax Wedge“ mehr „Glück“ oder bessere öffentliche Dienstleistungen für ihr Geld? Eine Verknüpfung der „Tax Wedge“-Daten mit Indizes wie dem World Happiness Report ist hier aufschlussreich.
Deutschland im europäischen Vergleich: Steuerlast vs. Lebenszufriedenheit
Die Analyse von 29 europäischen Ländern, basierend auf dem „Tax Wedge“ des „OECD Taxing Wages 2024 Reports“ und den Lebenszufriedenheitsmessungen des „World Happiness Report 2025“, zeigt eine deutliche Realität für deutsche Steuerzahler:
Trotz der zweithöchsten Abgabenlast (Sozialversicherung Arbeitgeber und Arbeitnehmer, Einkommenssteuer Arbeitnehmer) in Europa von 47,9 % auf Durchschnittsarbeitnehmer liegt Deutschland bei der Lebenszufriedenheit lediglich auf Platz 16 unter seinen 26 europäischen Nachbarn.
Der „World Happiness Report“ misst die Lebenszufriedenheit mit dem sogenannten Ladder-Score: Die Befragten bewerten ihr aktuelles Leben auf einer Skala von 0 (schlechtestmögliches Leben) bis 10 (bestmögliches Leben). Dieser Wert bildet die Grundlage für den internationalen Vergleich der Lebenszufriedenheit.
Trotz überdurchschnittlich hoher Steuern und Sozialabgaben erreichen Deutsche sie mit einem Ladder-Score von 6,75 nur einen Wert im europäischen Durchschnitt und liegen damit deutlich hinter den nordischen Ländern. Das deutet auf einen problematischen Widerspruch hin:
Die Deutschen zahlen viel, spüren aber vergleichsweise wenig davon in ihrer Lebenszufriedenheit.
Deutschland befindet sich im ungünstigen Quadranten „Hohe Steuern, niedrige Lebenszufriedenheit“ zusammen mit Ländern wie Frankreich, Italien, der Slowakei, Lettland, Ungarn, Spanien und Estland. Dies wirft kritische Fragen nach der Effizienz der öffentlichen Ausgaben und der Qualität der Institutionen auf.
Lehren aus Europa: Erfolgsmodelle zwischen Abgaben und Zufriedenheit
Andere europäische Länder zeigen, dass Menschen auch bei hoher Steuerlast sehr zufrieden leben können. Die folgende Grafik veranschaulicht, wo Bürger im europäischen Vergleich am meisten Lebensqualität pro Steuerpunkt erfahren – und damit, wo Abgaben besonders effizient in Zufriedenheit spürbar werden.
- Hohe Steuern, hohe Lebenszufriedenheit: Länder wie Belgien, Österreich, Finnland, Schweden und Tschechien beweisen, dass eine hohe Steuerlast mit hoher Zufriedenheit einhergehen kann. Finnland etwa führt mit 41,9% Steuerlast und einem Ladder-Score von 7,74 das Zufriedenheits-Ranking an, gefolgt von Dänemark und Island.
- Niedrige Steuern, hohe Lebenszufriedenheit: Auch der umgekehrte Weg funktioniert. Die Schweiz beispielsweise erreicht mit nur 22,9% Steuerlast einen Glücks-Score von 6,9 von 10.
Diese Beispiele unterstreichen: Die Lebenszufriedenheit pro abgegebenem Steuer-Euro variiert stark. Sie hängt nicht allein von der Höhe der Abgaben ab, sondern von der gesamten Steuerstruktur, der Effizienz öffentlicher Ausgaben und den gesellschaftlichen Präferenzen.
Familienfreundlichkeit und Vermögensbesteuerung
Neben der Einkommenshöhe gibt es weitere Dimensionen der Steuergerechtigkeit, die für eine umfassende Analyse von Bedeutung sind.
Die Familienfrage: Entlastung für Familien
Ein weiterer wichtiger Aspekt der Steuergerechtigkeit ist die Familienfreundlichkeit des Steuersystems. Viele europäische Länder entlasten Arbeitnehmer mit Kindern finanziell, sei es durch günstigere steuerliche Behandlung oder Barleistungen. Dies führt dazu, dass die effektive Steuerlast innerhalb eines Landes je nach Familienstand stark variieren kann. Im Durchschnitt war die Steuerlast für verheiratete Arbeitnehmer mit zwei Kindern um 11 Prozentpunkte geringer als für alleinstehende Arbeitnehmer ohne Kinder. In Ländern wie der Slowakei und Polen betrug dieser Unterschied sogar über 20 Prozentpunkte. Dies unterstreicht, dass Steuergerechtigkeit nicht nur eine Frage des Einkommens, sondern auch der sozialen Situation ist.
Exkurs: Steuerstruktur
Der „Tax Wedge“ fokussiert sich auf die Belastung der Arbeit. Doch für eine umfassende Diskussion über Steuergerechtigkeit müssen auch andere Steuerarten in den Blick genommen werden, die besonders Vermögen betreffen. In Deutschland sind dies insbesondere die Erbschaftssteuer, die Kapitalertragssteuer und die (derzeit in Deutschland nicht erhobene, aber politisch diskutierte) Vermögenssteuer. Gerade diese Steuerarten beeinflussen maßgeblich, wie die Gesamtsteuerlast im Verhältnis zu Vermögen und Kapitaleinkommen verteilt ist.
Während die Arbeitsbesteuerung in Deutschland verhältnismäßig hoch ist, insbesondere für Gering- und Durchschnittsverdiener, stell sich die Frage, ob die Besteuerung von Vermögen und Kapitalerträgen im internationalen Vergleich ausreichend ist, um einen gerechten Beitrag zur Finanzierung des Gemeinwesens zu leisten. Die gesamte Steuerstruktur eines Landes – inklusive Verbrauchssteuern, Unternehmenssteuern oder Vermögensabgaben – ist entscheidend dafür, wie hoch die Belastung auf die Arbeitt sein muss.
Fazit:
Die Analyse zeigt ein klares Bild: In Deutschland tragen Niedrig- und Durchschnittsverdiener im europäischen Vergleich eine besonders hohe Steuer- und Abgabenlast, während Besserverdiener durchschnittlich belastet werden. Trotz dieser hohen Beiträge erreichen die Menschen in Deutschland nur eine unterdurchschnittliche Lebenszufriedenheit pro Steuerpunkt. Das wirft Fragen auf, wie effizient das Steuersystem die Abgaben in spürbare Lebensqualität für die Bürger umsetzt.
Was muss getan werden?
Zukunftsspsychologe und Vermögenforscher Prof. Dr. Druyen betont:
Um dieses Ungleichgewicht zu lösen, braucht es:
Strukturelle Entlastung
- Anhebung von Freibeträgen
- Absenkung des Eingangssteuersatzes
- Senkung der Sozialabgaben auf niedrige Einkommen
Effizienz staatlicher Ausgaben
Denn: Die Akzeptanz hoher Steuern hängt davon ab, ob Bürger den Gegenwert als sinnvoll, sichtbar und gerecht empfinden. Bereiche wie Bildung, Pflege, Infrastruktur und Digitalisierung müssen gestärkt und transparent finanziert werden.
Reform der Steuerstruktur
- Stärkere Besteuerung von Vermögen, Kapitalerträgen und Erbschaften
- Entlastung der Mitte ohne Gefährdung des Steueraufkommens
- Mehr Familiengerechtigkeit durch höhere Freibeträge
Neue Kultur der Transparenz
- Steuerpolitik orientiert an der Wirkung auf das Leben der Menschen
- Nachvollziehbare Verwendung von Steuergeldern
- Partizipative Budgetprozesse und digitale Haushaltsplattformen
Künstliche Intelligenz kann dabei helfen, diese Sichtbarkeit herzustellen.

„Nur wenn ein Staat nicht nur nimmt, sondern sichtbar gibt und einlädt, entsteht Vertrauen.“
Nur so kann ein modernes, zukunftsfähiges Steuersystem gelingen – gerecht, transparent und wirkungsvoll.
Methodik
Die Studie untersucht den Zusammenhang zwischen Steuerbelastung und Lebenszufriedenheit in 29 europäischen Ländern. Grundlage sind Daten aus dem OECD Taxing Wages 2025 und dem World Happiness Report 2025.
Die Steuerbelastung wird über den Tax Wedge der OECD gemessen. Dieser beschreibt das Verhältnis der von einem durchschnittlichen alleinstehenden Arbeitnehmer (100 % Durchschnittseinkommen, ohne Kinder) gezahlten Steuern zu den gesamten Arbeitskosten des Arbeitgebers, in Prozent der Arbeitskosten.
Die Lebenszufriedenheit wird durch den Ladder Score des World Happiness Reports erfasst.
Für den Vergleich wurde das Verhältnis aus Ladder Score und Tax Wedge berechnet. Die Analyse basiert auf nationalen Durchschnittswerten und berücksichtigt keine weiteren regionale Unterschiede.
Maria Fernandez
Als Datenjournalistin übersetzt Maria Fernandez komplexe Daten in verständliche, überzeugende Geschichten mit Medienwirkung. Dabei konzentriert sie sich darauf, durch Datenanalyse und -visualisierung kritische gesellschaftliche und wirtschaftliche Trends aufzudecken.
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