Zuschlagskalkulation – von Herstell- und Selbstkosten zum Listenverkaufspreis

Lea Interthal
Personen in Büro berechnen Selbstkosten
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Zuschlagskalkulation einfach erklärt | BuchhaltungsButler

Mit der Zuschlagskalkulation berechnen Sie in erster Linie die Herstell- und Selbstkosten Ihrer Produkte. Hierfür benötigen Sie die Einzel- und Gemeinkosten aus Ihrem laufenden Betrieb. Was alles unter die Begriffe der genannten Kosten fällt und wie Sie die Zuschlagskalkulation richtig anwenden, erfahren Sie im weiteren Verlauf.

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Was ist eine Zuschlagskalkulation?

Die Zuschlagskalkulation ist eine Variante der Kostenträgerrechnung. Mit dieser Methode ermitteln Sie die Herstell- und Selbstkosten verschiedener Produkte. Sie beruht auf der Trennung der Einzel- und Gemeinkosten. Anschließend an die Selbstkosten können Sie den Listenverkaufspreis der Produkte schematisch kalkulieren. Die Kalkulation wird auch häufig als Vollkostenkalkulation bezeichnet, da es sich um ein Verfahren aus der Vollkostenrechnung handelt.

Unterschied zwischen Einzel- und Gemeinkosten

Die Einzelkosten lassen sich direkt bzw. unmittelbar den Kostenträgern zurechnen. Diese Kosten entstehen somit pro Leistungseinheit. Zu den Einzelkosten gehören:

  • Materialeinzelkosten (MEK)
    → Anschaffungskosten für Rohstoffe, Hilfsstoffe und halbfertige Erzeugnisse
    – Bsp.: Stoff für Kleidung
  • Fertigungseinzelkosten (FEK)
    – Bsp.: Lohnkosten der Produktionsmitarbeiter
  • Sondereinzelkosten der Fertigung
    → anfallende Kosten bei der Erzeugung für einen bestimmten Auftrag
    – Bsp.: Spezialwerkzeuge, Modelle oder Patente
  • Sondereinzelkosten des Vertriebs
    → diese Kosten fallen im Vertrieb für einen bestimmten Auftrag an
    – Bsp.: Zoll, Werbekosten, Kosten für Verpackungsmaterial

Die Gemeinkosten können nicht unmittelbar einem Kostenträger zugerechnet werden. Sie werden mittels eines Zuschlagssatzes den Einzelkosten zugeordnet. Außerdem wird zwischen unechten und echten Gemeinkosten unterschieden.

Echte Gemeinkosten Unechte Gemeinkosten
Die Kosten können aus grundsätzlichen Gründen keinem Kostenträger zugerechnet werden, sprich es besteht kein direkter Zusammenhang zum Kalkulationsobjekt. → Bsp.: Gehalt der Büroangestellten im Handwerksbetrieb. Die Kosten sind eigentlich zurechenbar, der damit verbundene Aufwand ist jedoch zu hoch. → Bsp.: Kleinmaterial (Nadel o. ä.) bei der Herstellung von Kleidungsstücken lassen sich zwar erfassen, allerdings nur mit einem hohen Aufwand.

Die Arten der Gemeinkosten sind folgende:

  • Materialgemeinkosten (MGK)
    → Beschaffungs- und Lagerkosten für das Material
  • Fertigungsgemeinkosten (FGK)
    → Bsp.: Energiekosten, Löhne für die Instandhaltung, kalkulatorische Abschreibungen
  • Verwaltungsgemeinkosten
    → Bsp.: Büromaterial, Gehälter der Geschäftsführung und Verwaltungsangestellte
  • Vertriebsgemeinkosten
    → Bsp.: Werbung, Gehälter Vertriebsmitarbeiter

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Ein automatisiertes Buchhaltungssystem wie BuchhaltungsButler vereinfacht hierbei die Erfassung der Kostenträger und Aufschlüsselung der Gemeinkosten. In der Praxis wird oftmals eine Kostenstelle je Produkt erstellt, auf der die dazugehörigen Kosten erfasst werden können.

Kalkulationsschema Einzel- und Gemeinkosten

Die Selbstkosten eines Produktes bestehen aus Einzel- und Gemeinkosten. Diese entstehen im Rahmen der Erstellung des Gutes.

Kostenträger
Materialkosten → Hierunter fallen alle Materialeinzelkosten bzw. das Fertigungsmaterial und die Materialgemeinkosten
+ Fertigungskosten → Die Fertigungskosten ergeben sich aus den Fertigungsgemeinkosten, den Fertigungseinzelkosten und den Sondereinzelkosten der Fertigung
= Herstellkosten → In der Kosten- und Leistungsrechnung werden alle Kosten, die im Rahmen der Herstellung von Gütern anfallen, als Herstellkosten bezeichnet
+ Sondereinzelkosten des Vertriebs
+ Vertriebsgemeinkosten
+ Verwaltungsgemeinkosten
= Selbstkosten

Exkurs: Abgrenzung des Begriffs Herstellkosten zu Herstellungskosten:

Die Begriffe Herstellkosten und Herstellungskosten werden oftmals als Synonyme verwendet – in der Praxis unterscheiden sie sich in wenigen Punkten. Der Unterschied liegt darin, dass sich die Kosten aus verschiedenen Bestandteilen zusammensetzen können. Darüber hinaus findet der Begriff Herstellkosten nur Anwendung in der Kostenrechnung. Die Herstellkosten berücksichtigen zum Beispiel kalkulatorische Kosten, die in der Bilanzierung von Herstellungskosten allerdings nicht angesetzt werden dürfen. Bei der Ausübung des Wahlrechts zur Ansetzung der Verwaltungsgemeinkosten können die Herstellungskosten die Herstellkosten bspw. übersteigen.

Gruppe bespricht Herstellkosten

Herstellungskosten nach §255 Abs. 2 HGB werden steuerlich abgeschrieben und finden Anwendung in der Bewertung von Vermögensgegenständen des Anlage- oder Umlaufvermögens. Der Gesetzgeber definiert in diesem Paragrafen, welche Kosten abgeschrieben werden dürfen und für welche Kosten ein Ansatzwahlrecht bzw. -verbot gilt. 

Die Arten der Zuschlagskalkulation

Die Zuschlagskalkulation wird unterschieden in die einstufige (= summarische) und mehrstufige (= differenzierende) Kalkulation.

Summarische Zuschlagskalkulation

Bei dieser Variante der Zuschlagskalkulation werden die Gemeinkosten auf der Basis eines einzigen Zuschlagssatzes (ZS) den Kostenträgern zugerechnet.

Beispiel: Sie produzieren Funktions- bzw. Sportsocken in verschiedenen Farben und möchten den Gemeinkostenzuschlagssatz berechnen. Es fallen keine Sondereinzelkosten der Fertigung oder des Vertriebs an. Als Grundlage nehmen Sie die Summe der Fertigungseinzelkosten (FEK). Folgende Werte sind gegeben:

Farbe Socken Fertigungseinzelkosten (in €) Materialeinzelkosten (in €) Anzahl Socken (Stk.)
schwarz 320 120 400
blau 250 80 450
weiß 400 220 270
Summe 970 420 1.120

Die Gemeinkosten betragen 1.550€ und müssen auf die Gesamtsumme der Fertigungseinzelkosten aufgeteilt werden.
→ ZS(FEK):  1.550€ / 970 Stk. = 1,19 (Faktor)

Berechnung der Stück- bzw. Selbstkosten der Socken:

  • schwarz: [320€ x (1 + 1,19) + 120€] / 400 Stk. = 820,8€ / 400 Stk. = 2,05€/Stk.
  • blau: [250€ x (1 + 1,19) + 80€] / 450 Stk. = 627,5€ / 450 Stk. = 1,39€/Stk.
  • weiß: [400€ x (1 + 1,19) + 220€] / 270 Stk. = 876€ / 270Stk. = 3,24€/Stk.
Fatih Cakar

Fatih Cakar

Steuerberater bei Trimborn Partner

Fatih Cakar ist seit 2014 bei Trimborn Partner tätig und hat sich dabei unter anderem auf die Bereiche Digitalisierung, StartUps sowie die Beratung internationaler Mandanten spezialisiert. Die Kanzlei erhielt in den vergangenen Jahren verschiedene Auszeichnungen, etwa von Datev oder auch dem Handelsblatt. Im März 2021 legte Herr Cakar erfolgreich sein Steuerberaterexamen ab.

Differenzierende Zuschlagskalkulation

Die Besonderheit der differenzierenden Zuschlagskalkulation liegt darin, dass die Gemeinkosten auf mehrere Teilbeträge aufgeteilt werden. Die Teilbeträge werden verursachungsgerecht den einzelnen Kostenträgern als Materialgemeinkosten, Fertigungsgemeinkosten, Verwaltungsgemeinkosten oder Vertriebsgemeinkosten zugeordnet. 

Beispiel (Fortführung oben): Die 1.550€ Gemeinkosten, die bereits identifiziert wurden, werden verursachungsgerecht aufgeteilt.

Person schlägt Fertigungsgemeinkosten nach

Die Aufteilung können Sie Ihrem Betriebsabrechnungsbogen (BAB) entnehmen. Zur Vereinfachung wird nur noch die Kalkulation der Socken mit dem Parameter “schwarz” betrachtet.

Farbe Socken Fertigungseinzelkosten (in €) Materialeinzelkosten (in €) Anzahl Socken (Stk.)
schwarz 320 120 400
Kalkulation Preis (in €) Zuschlagssatz (ZS)
Materialgemeinkosten lt. BAB 25 ZS: (25€ / 120€) x 100 = 20,83%
+ Materialeinzelkosten 120
+ Fertigungsgemeinkosten lt. BAB 120 ZS: (120€ / 320€) x 100 = 37,5%
+ Fertigungseinzelkosten 320
= Herstellkosten 585
+ Vertriebsgemeinkosten lt. BAB 110 Der ZS wird auf der Basis der Herstellkosten ermittelt. ZS: (110€ / 585€) x 100 = 18,8%
+ Verwaltungsgemeinkosten lt. BAB 150 Der ZS wird auf der Basis der Herstellkosten ermittelt. ZS: (150€ / 585€) x 100 = 25,64%
= Selbstkosten 845
/ Anzahl der produzierten Socken (schwarz) 400
= Selbstkosten pro Stück 2,11

Zu beobachten ist, dass sich die berechneten Selbstkosten voneinander unterscheiden. Der Grund liegt offensichtlich in den verschiedenen Zuschlagsgrundlagen. Sollten Sie Ihren Verkaufspreis auf Basis der Zuschlagskalkulation berechnen wollen, wäre die differenzierende Variante empfehlenswert.

Berechnung des Listenverkaufspreises

Haben Sie Ihre Selbstkosten berechnet, können Sie auf der Grundlage Ihrer Erwartungen und einem Branchenvergleich einen Listenverkaufspreis ermitteln. Das entsprechende Kalkulationsschema sieht dann wie folgt aus:

Selbstkosten pro Stück 2,11
+ Gewinn 0,42 Annahme: Gewinnspanne von 20%. Kann jedoch individuell festgelegt werden.
= Barverkaufspreis 2,53
+ Vertreterprovision 0,25 Bis zu 10% bei einer Neueinführung in den Markt.
+ Kundenskonto 3% 0,075 Liegt normalerweise zwischen 2 und 3%. Wird gewährt, wenn der Kunde die Rechnung innerhalb von ein paar Tagen bezahlt.
= Zielverkaufspreis 2,855
+ Kundenrabatt 20% 0,57 Kundenrabatte liegen erfahrungsgemäß zwischen 5 und 20%. Allerdings gibt es aktuell in der Modebranche auch nicht selten einen Rabatt von bis zu 50%.
= Listenverkaufspreis (netto) 3,425

Fazit: Ist die Zuschlagskalkulation noch zeitgemäß?

Die Zuschlagskalkulation ist eine gute Möglichkeit, einen ersten Einblick in die Selbstkostenrechnung eines Produktes zu bekommen. Sollten Sie diese für die Preisgestaltung Ihrer Produkte nutzen wollen, ist von der einstufigen (summarischen) Berechnung jedoch abzusehen. Im Allgemeinen weist die Zuschlagskalkulation einige Schwächen auf:

  • Aufgrund der steigenden Automatisierung der Produktion im Verhältnis zu den Anlagekosten verlieren die Fertigungslöhne, als Grundlage der Fertigungsgemeinkostenzuschlagssätze, an Bedeutung
    → Deshalb wird zur Kalkulation der Fertigungskosten zunehmend die Maschinenstundensatzrechnung verwendet
  • Eine kleine Bezugsgröße in Verbindung mit hohen Gemeinkosten führt i. d. R. zu einem hohen Zuschlagssatz
    → Somit wirken sich kleine Fehler bei der Ermittlung der Kosten signifikant auf das Ergebnis aus

Darüber hinaus kennt die hier vorgestellte Zuschlagskalkulation keine verursachungsgerechte Zuordnung der Fixkosten. Mit der Bezugsgrößenkalkulation werden die durchschnittlichen Fertigungsgemeinkosten der Fertigungskostenstellen von arbeitsplatzbezogenen Platzkostensätzen, Maschinen- oder Arbeitsstundenkostensätzen abgelöst. Diese Zuschläge sind dann im Allgemeinen geringer und somit weniger fehleranfällig. 

Abschließend lässt sich festhalten, dass die Zuschlagskalkulation ein solides Grundgerüst zur Berechnung der Herstell- und Selbstkosten darstellt. Allerdings ist diese Berechnung nie abschließend, sondern kann und muss immer wieder ergänzt bzw. angepasst werden. Das ist aufgrund der hohen Automatisierungs- und Digitalisierungsrate in der Fertigungsbranche unerlässlich. 

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FAQs

Wie funktioniert die Zuschlagskalkulation?

Die Zuschlagskalkulation berücksichtigt die unmittelbar zuordenbare Kosten (Einzelkosten) und die Gemeinkosten. Die Gemeinkosten ergeben sich aus dem Betriebsabrechnungsbogen und können auch durch einen Zuschlagssatz ermittelt werden. Die ermittelten Kosten ergeben die Herstell- bzw. Selbstkosten eines jeden Produktes.

Wann verwendet man die Zuschlagskalkulation?

Die Zuschlagskalkulation wird dann verwendet, wenn ein Betrieb mehrere verschiedene Arten von Produkten unter laufenden Bestandsänderungen produziert. Darüber hinaus können den Produkten immer nur ein Teil der Kosten (Selbstkosten) zugeordnet werden.

Wie werden im Rahmen der Zuschlagskalkulation die Herstellkosten ermittelt?

Die Herstellkosten ergeben sich aus den Material- und den Fertigungskosten. Die Materialkosten gliedern sich in Materialeinzelkosten und Materialgemeinkosten. In den Fertigungskosten laufen die Fertigungseinzelkosten, die Fertigungsgemeinkosten und eventuelle Sondereinzelkosten der Fertigung zusammen.

Was ist das Ziel der Zuschlagskalkulation?

Das Ziel der Zuschlagskalkulation ist es, in erster Linie die Selbstkosten eines Produktes zu berechnen. Darüber hinaus kann der Barverkaufs-, der Zielverkaufs- und der Listenverkaufspreis kalkuliert werden.

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