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Eigenkapital & seine Bedeutung | BuchhaltungsButler
Das Eigenkapital ist ein wesentlicher Bestandteil jedes Unternehmens. Wer ein hohes Eigenkapital vorweisen kann, erhält bessere Unternehmensbewertungen und bessere Konditionen bei der Aufnahme von Fremdkapital. Wir erklären in diesem Beitrag, welche Funktion Eigenkapital im Unternehmen hat, wie es berechnet wird und welche Bewertungen sich anhand des Eigenkapitals vornehmen lassen. Außerdem erfahren Sie, unter welchen Bedingungen ein Unternehmen auch ohne Eigenkapital Kredite erhalten kann.
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Was ist Eigenkapital
Beim Eigenkapital handelt es sich um das Kapital, das ins Unternehmen eingebracht oder durch Gewinne erwirtschaftet wurde.
Es umfasst das Stammkapital bei einer GmbH bzw. das Grundkapital einer AG sowie Rücklagen. Aber auch das Anlagevermögen gehört zum Eigenkapital, sofern es eigenfinanziert oder bereits abbezahlt ist.
Welche Funktion hat Eigenkapital
Für ein Unternehmen ist Eigenkapital (EK) aus unterschiedlichen Gründen von Bedeutung. So ist es bei einer Kapitalgesellschaft bereits Gründungsvoraussetzung, denn hier müssen die Gesellschafter ein Mindestkapital ins Unternehmen, das sogenannte Nennkapital, einbringen. Nach der Gründung bietet vorhandenes Eigenkapital den Geschäftspartnern zudem Sicherheit, weil es der Haftung gegenüber Gläubigern dient. Doch auch intern sorgt Eigenkapital für Sicherheit. Mithilfe des Eigenkapitals können vorübergehend Verluste des Unternehmens ausgeglichen werden, sofern nötig.
Mithilfe von Eigenkapital können Anschaffungen im Unternehmen finanziert werden. Die Finanzierung kann dabei direkt durch das EK erfolgen. Werden Investitionen hingegen durch Fremdkapital finanziert, sorgt vorhandenes Eigenkapital immerhin dafür, dass die Finanzierungskosten für die fremden Mittel sinken.
Die Gewinnausschüttung wird, sofern nicht anders im Gesellschaftsvertrag festgehalten, anhand der Einlage bemessen. Ebenso richtet sich das Mitspracherecht des Kapitalgebers nach seiner getätigten Einlage.
Zuletzt ist ein hoher Eigenkapitalanteil für die Einstufung der Bonität förderlich.
Das Eigenkapital in der Bilanz
Gemäß § 247 HGB ist das Eigenkapital in der Bilanz aufzuführen. In § 266 (3) HGB finden Sie außerdem eine genaue Auflistung, was zum Eigenkapital zählt.
Hier werden folgende Arten von Eigenkapital unterschieden:
Gezeichnetes Kapital | Einlage und später hinzugefügtes Kapital |
Kapitalrücklagen | Dienen zur Sicherheit und sind gesetzlich vorgeschrieben. Sie werden von außen (z.B. durch Ausgabe von Anteilen über dem Nennwert) eingebracht. |
Gewinnrücklagen | Anteil des Gewinns, der gem. Gesetz, Satzung oder aus sonstigen Gründen als Reserve zurückgelegt wird. |
Gewinn- und Verlustvorträge | Gewinnanteil aus dem Vorjahr, der nach Gewinnverwendung übrig bleibt |
Jahresüberschuss / -fehlbeträge | Aktueller Gewinn/ Verlust nach Steuern |
Für die Unterscheidung zwischen Kapitalrücklage und Gewinnrücklage hilft es, sich zu merken, dass die Kapitalrücklage nicht durch den regulären Geschäftsbetrieb, sondern von außen ins Unternehmen eingebracht wird. Gewinnrücklagen hingegen werden im Unternehmen erwirtschaftet.
Merkmale des Eigenkapitals und Abgrenzung zum Fremdkapital
Es gibt eine Reihe von Merkmalen, die das Eigenkapital klar vom Fremdkapital abgrenzen:
- Die Kapitalgeber erhalten ein Mitbestimmungsrecht.
- Für das Eigenkapital werden keine Zinsen gezahlt. Die Kapitalgeber erhalten stattdessen eine Gewinnbeteiligung.
- Eigenkapital ist langfristiges Kapital. Es kann nicht spontan beschafft werden.
- Die Kapitalgeber haften mit ihrem Anteil.
Nachteile von Eigenkapital
Ein hoher Anteil an Eigenkapital bringt dem Unternehmen nicht ausschließlich Vorteile. Es gibt auch Nachteile, die für die Unternehmensplanung von Bedeutung sind bzw. für den Einsatz von Fremdkapital sprechen.
- Eine Finanzierung durch Fremdkapital kann günstiger für das Unternehmen sein, weil das Betriebsergebnis durch abzugsfähige Zinsen gemindert wird.
- Nehmen Sie zusätzliche Gesellschafter auf, um das Eigenkapital zu erhöhen, kann der Einfluss weiterer Beteiligter den Geschäftsablauf stören.
- Beim Eigenkapital handelt es sich um langfristiges Kapital. Kurzfristige Investitionen können damit nur schwierig umgesetzt werden.
- Ein hoher Eigenkapitalanteil ist außerdem mit einem höheren finanziellen Risiko für die Gesellschafter verbunden.
Es gibt diverse Gründe, die eine Fremdfinanzierung befürworten. Zu nennen seien hier die Selbstbestimmtheit bei der Verwendung des Kapitals, die steuerliche Entlastung durch die Absetzbarkeit von FK-Zinsen oder die Tatsache, dass bei einer Finanzierung durch Fremdkapital keine Gewinnbeteiligungen an Kapitalgeber anfallen. Hier gilt es für Unternehmer, individuell abzuwägen.
Marcus Kemper
Steuerberater bei Steuerkemper
Marcus Kemper arbeitete bereits in verschiedenen renommierten Steuerberaterkanzleien. Nachdem er 2006 erfolgreich sein Steuerberaterexamen absolvierte, folgte 2007 dann die eigene Existenzgründung. Seine Kanzlei bietet unter anderem Bescheidprüfung, Betriebsprüfung sowie betriebswirtschaftliche und gestalterische Beratung an. Zu einer der jüngsten Auszeichnungen von Steuerkemper zählt das Datev-Label “Digitale Kanzlei”, welches der Kanzlei im Jahr 2019 verliehen wurde.
Eigenkapital berechnen und bewerten
Das Eigenkapital wird ermittelt, indem die Schulden und sonstigen Verbindlichkeiten (Passivseite) von den Vermögenswerten (Aktivseite) der Bilanz abgezogen werden.
Auch für die Berechnung einiger Kennzahlen wird das Eigenkapital hinzugezogen.
Eigenkapitalquote
Für die Bewertung eines Unternehmens wird häufig die Eigenkapitalquote ermittelt. Sie gibt die Höhe des Eigenkapitals im Verhältnis zum Gesamtkapital an. Sie gibt zudem Aufschluss darüber, wie hoch der selbst finanzierte Anteil des Unternehmens ist. Je höher die Eigenkapitalquote, umso weniger Fremdkapital wird vom Unternehmen eingesetzt.
Formel zur Berechnung:
Eigenkapitalquote = Eigenkapital x 100 / Gesamtkapital
Eine Eigenkapitalquote von über 20 % wird von Banken und Geschäftspartnern als gute Quote angesehen.
Eigenkapitalrentabilität
Wer wissen möchte, ob sich der Einsatz des Eigenkapitals gelohnt hat, kann zudem die Eigenkapitalrentabilität ermitteln. Der ermittelte Wert sollte über dem Zinsniveau langfristiger Anlagen liegen. Dann wurde das Eigenkapital durch seinen Einsatz im Unternehmen höher verzinst als bei einer Anlage.
Formel zur Berechnung:
Eigenkapitalrentabiliät = Gewinn x 100 / Eigenkapital
Kredit aufnehmen ohne Eigenkapital – geht das?
Eigenkapital ist eine wichtige Grundlage für den Erhalt eines Kredits. Es dient der Bank oder anderen Kreditgebern als Sicherheit. Doch bekommt man auch einen Kredit, wenn kein Eigenkapital verfügbar ist?
Firmengründung ohne Eigenkapital
Auch Firmengründer können unter bestimmten Voraussetzungen ohne Eigenkapital in die Selbstständigkeit starten. Entscheiden sie sich für die Gründung einer GbR anstelle einer GmbH, benötigen Gründer zum Beispiel kein Stammkapital. Besteht die Möglichkeit, zu Beginn im Homeoffice zu arbeiten, können Raumkosten und Büroausstattung eingespart werden.
Gründer können sich außerdem Eigenkapitalersatz beschaffen. Hierbei erhalten sie als Unternehmer eine langfristige Förderung, die als Eigenkapital ins Unternehmen einfließen kann. Anders als bei anderen Fördermethoden oder Zuschüssen besteht hier jedoch eine Rückzahlungsverpflichtung.
Es gibt aber auch Startgelder, Förderprogramme und spezielle Kredite für Unternehmensgründer, die den Weg in die Selbstständigkeit ohne Eigenkapital unterstützen.
Zu den Möglichkeiten gehören:
- ERP Gründerkredit – KfW-Startgeld
- Belastung von privatem Eigentum für den Erhalt eines Bankkredits
- Fördermittel von Bürgschaftsbanken
- Gründerzuschuss durch die Bundesagentur für Arbeit
- Crowdfunding
- Gründen eines Franchise Unternehmens
Eine Gründung ohne Eigenkapital kann jedoch auch mit schlechten Kreditkonditionen bei der Aufnahme von Fremdkapital verbunden sein. Zudem wird die Außenwirkung durch den Einsatz von Eigenkapital beeinflusst. Einem Unternehmer, der eigene Mittel einsetzt, könnte man mehr Glauben an seine Idee durch die Risikobereitschaft zusprechen.
Zusammenfassung
Eigenkapital ist von großer Bedeutung für Unternehmen. Es dient der Firma als Mittel, um Verluste aufzufangen, Investitionen zu finanzieren und als Sicherheit für Gläubiger bei der Fremdfinanzierung. Kapitalgesellschaften müssen bereits bei der Gründung über Eigenkapital in Form vom Stamm/- Grundkapital verfügen. Personengesellschaften und Einzelunternehmer hingegen können ihr Eigenkapital allein durch die Erwirtschaftung von Gewinnen bilden und auch mit wenig oder ohne Eigenkapital in die Selbstständigkeit starten. Für Unternehmer gilt es stets individuell abzuwägen, wie hoch ihr Eigenkapital sein sollte und wann der Einsatz von Eigenkapital dem Fremdkapital vorzuziehen ist.
FAQs
Was beinhaltet das Eigenkapital?
Eigenkapital umfasst das Stammkapital bzw. Grundkapital, Rücklagen des Unternehmens und lastenfreies Anlagevermögen. Bei Personengesellschaften ist das selbst eingebrachte Vermögen Eigenkapital.
Wie berechnet man das Eigenkapital?
Das Eigenkapital ergibt sich aus der Differenz zwischen Vermögen und Schulden des Unternehmens.
Wie hoch sollte das Eigenkapital eines Unternehmens sein?
Eine Eigenkapitalquote von mindestens 20 % wird als gut bewertet. Eine hohe Eigenkapitalquote zeigt, dass ein Unternehmen sich selbst finanzieren kann.
Wie bekommt man einen Kredit ohne Eigenkapital?
Für Unternehmensgründer gibt es diverse Fördermodelle für den Start ohne Eigenkapital. Sie können vom Gründungszuschuss profitieren, Fördermittel von Bürgschaftsbanken beantragen oder ein Crowdfunding in Erwägung ziehen. Ebenso denkbar ist eine Finanzierung mit Eigenkapitalersatz oder die Belastung privaten Eigentums.
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